„Vernunft, Verantwortung und Verwaltung sind die Basis allen Zusammenlebens.“
(Douglas Fernando, 2/2010)
Beinahe vier Jahre sind vergangen, seitdem unzählige Vereine und Inititativen die Straze – das Wohn- und Gesellschaftshaus in der Stralunder Straße 10 – verlassen mussten und mit dem Petruswerk ein neuer Investor in Greifswald von sich reden machte. Vier Jahre, nach denen konstatiert werden darf, dass so gut wie nichts unternommen wurde, um die Bausubstanz dieses Gebäudes zu schützen. Davon derer drei, die exemplarisch vorführten, wie das Business mit Immobilien funktionieren kann.
Ein Blick auf die zurückliegenden Aktivitäten in der Stralsunder Straße, auf Fernandos Immobilienbesitz und eine vom Bürgermeister Arthur König (CDU) gezeichnete Empfehlung, die der Investor zur Beruhigung in Graz vorlegte.
DAS „KATHOLISCHE“ PETRUSWERK BETRITT DIE GREIFSWALDER BÜHNE
Erinnern wir uns: Im Oktober 2007 schrieb die Universität, der bis dahin das Haus gehörte, die Immobilie zum Verkauf aus. Den Zuschlag erhielt im Januar 2008 das Petruswerk, ein bis 2003 zum Berliner Erzbistum gehörendes Unternehmen, das sich mit unverkäuflichen Luxusimmobilien verspekulierte und schließlich von der AVILA-Gruppe, deren Geschäftsführer und Teileigener (60%) Douglas Fernando ist, geschluckt wurde.
Die Angaben über den Kaufpreis sind widersprüchlich, die Bürgerinitiative zur Rettung der Stralsunder Str. 10 spricht von einem ausgeschrieben Verkaufspreis in Höhe von 196.000 Euro, während sich die Angaben der Greifswalder Ostsee-Zeitung andauernd änderten: mal wird von 160.000 Euro, dann von 250.000 Euro und zuletzt im vergangenen Oktober von „etwa 300.000 Euro“ berichtet.
Der Investor stellte wenige Wochen nach dem Erwerb der Immobilie fest, dass eine Sanierung und vor allem der Betrieb des denkmalgeschützten Objektes zu teuer seien, und präsentierte umgehend Neubaupläne, die in so kurzer Zeit vorlagen, dass die Vermutung im Raum stand, Fernando hätte schon beim Kauf des Hauses auf Abriss und Neubau gesetzt. Erfolglos bemühte sich die Bürgerinitiative, Douglas Fernando an den Verhandlungstisch zu kriegen, um über einen eventuellen Weiterverkauf der Straze zu beratschlagen.
INVESTOR FERNANDO WIRD WEGEN GEMEINSCHAFTLICHER SACHBESCHÄDIGUNG ANGEZEIGT
Am 1. Juli 2009 meldete die Ostsee-Zeitung, dass Fernando das Gebäude definitiv nicht an die Bürgerinitiative verkaufen würde. Ihm und dem Aufsichtsrat des Petruswerks sei „der Geduldsfaden gerissen“. Zwei Wochen später begannen nicht genehmigte Abrissarbeiten an einem zweistöckigen Fachwerkhaus auf dem Hof des Grundstücks, die daraufhin von Michael Steiger (Grüne) zur Anzeige wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung gebracht wurden.
Damit dürfte das Porzellan zwischen dem Investor und der Initiative, die das Haus retten will, endgültig zerschlagen worden sein. Diesem Ende einer ungleichen Verhandlungspartnerschaft, die nie richtig begann, ging ein mehrmonatiges Hickhack voraus, in dessen Verlauf das Petruswerk von der Bürgerinitiative erst ein Sanierungskonzept forderte, aber gleichzeitig eine Erlaubnis, das Gebäude zu betreten, verweigerte. Die BI wiederum sorgte dafür, dass der Fall Straze nicht aus der Öffentlichkeit verschwand, und ließ dabei kein gutes Haar an Fernando.
PETRUSWERK SPEKULIERT: VERKAUFSPREIS JETZT SCHON DREIMAL SO HOCH
Das Petruswerk legte am 1. Juli 2010 einen Abrissantrag für den gesamten denkmalgeschützten Gebäudekomplex vor. Da aber mit der BI Straze ein anderer Interessent denkmalgerecht sanieren will, wurde dieser vorerst abgelehnt. Zwischenzeitlich, im Juni 2009, habe man sich nach Angaben der BI mit dem Petruswerk auf einen Verkaufspreis von 450.000 Euro geeinigt, die AVILA-Tochter zog dieses Angebot angeblich aber schnell wieder zurück.
Im Oktober 2010 bot das Petruswerk die Immobilie der Stadt zum sagenhaften Preis von 600.000 Euro an. Das Unternehmen machte damit nicht nur den „gezahlten Kaufpreis, sondern auch schon erfolgte Abbrucharbeiten, Planungs-, Sicherungsleistungen und Gutachten geltend„, wie die Ostsee-Zeitung berichtete.
Das hätte die Stadt vor gut drei Jahren bedeutend günstiger haben können, inklusive dem Erhalt des Fachwerkhauses und noch intakterer Bausubstanz. Im Januar kletterte der Verkaufspreis sogar noch auf 650.000 Euro. Diese plötzliche Wertsteigerung des Objekts auf den nun über dreifachen Kaufpreis ist absolut unangemessen – Spekulatius statt Christstollen.
Da das Petruswerk nicht mehr an die BI verkaufen wird und die Hausretter vermutlich auch nicht so eine Summe für diesen völlig überbewerteten Deal zusammenzukriegen, hat Baudezernent Jörg Hochheim (CDU) vorgeschlagen, dass die Landrätin des zukünftigen Großkreises in das Gebäude ziehen könnte, so erstens die Gebietsreform das Verfassungsgericht überstünde und zweitens die Hansestadt den Landratssitz erhielte.
In diesem Fall würde das Petruswerk erst das Gebäude sanieren und anschließend an den Großkreis vermieten. Die angedachte Kaltmiete von 8-9 Euro/m² würden reichen, um die Investition zu refinanzieren. Dieses Konstrukt weckt Erinnerungen an klamme Kommunen, die erst Immobilien veräußerten und sie anschließend wieder bei den externen Investoren anmieteten. Verbunden mit einer vertraglichen Mindestmietdauer, gäbe es für das Petruswerk wahrlich unkalkulierbarere ökonomische Risiken als dieses Geschäft mit dem Großkreis.
SYSTEM ARENSKRIEGER UND DIE FILETIERUNG DER STADT
Die Straze ist aber bei weitem nicht das einzige geschäftliche Engagement Fernandos in der Stadt. Schon 2008, kurz nachdem die ersten Abrisspläne verkündet wurden, schrieb eine Anwohnerin einen Leserbrief und berichtete, dass das Petruswerk weitere Grundstückseigner in der Stralsunder Straße angeschrieben hätte. Nebenher wuchs und gedieh eine einträgliche Beziehung zwischen „dem seriösen und finanzstarken Investor“ Douglas Fernando und dem früheren Baudezernenten Reinhard Arenskrieger.
Die frühere Nummer zwei in der Stadthierarchie arbeitet inzwischen hochbezahlt am Landesrechnungshof und hinterließ die Trümmer seines von den Grünen und der OZ als System Arenskrieger bezeichneten Bau- und Geschäftsnetzwerks, mit dem sich seit Mai 2010 auch ein Untersuchungsausschuss beschäftigt.
Reinhard Arenskrieger soll OZ-Berichten zufolge Fernando auch massiv dabei unterstützt haben, das als „Filetstück“ gepriesene Areal am Ryck zwischen Marienstraße und An den Wurthen (B-Plan 55) zu erwerben. Diese Transaktion habe gegen Europarecht verstoßen, weil eine Ausschreibung notwendig gewesen wäre. Dem Bürgerschaftspräsidenten Egbert Liskow (CDU) wurde nach der Bürgerschaftssitzung, die den Antrag beschloss, vorgeworfen, „eine Entscheidung zugunsten des Flächenverkaufs an das Petruswerk „durchgepeitscht“ zu haben“. Das insgesamt etwa 13 Hektar große Grundstück gilt aufgrund seiner Lage als „Gebiet mit Zukunftspotenzial„, für dessen Entwicklung 2006 ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben wurde, dessen Entwurf Douglas Fernando jedoch nicht umzusetzen gedenkt.
EIN IMMOBILIENMAGNAT AUF EINKAUFSTOUR IN GREIFSWALD
Der Verkaufspreis dieser Fläche wird auf 1,5 Millionen beziffert – für Douglas Fernando entgegen der Einschätzung Dritter kein Schnäppchen, da er mit „erheblichen Kosten für Schadstoffsanierungen“ rechnet.
Im Oktober 2010 verkündete das Petruswerk auch den Kauf des alten Speichers am Hafen und erklärte das Ziel, das stadtbildprägende Bauwerk zugunsten der ursprünglich in der Soldmannstraße geplanten Gastronomieschule abreißen zu wollen. Außerdem wurde in diesem Zug auch der Parkplatz neben dem NDR-Gebäude an Fernandos Firma veräußert.
Denn auch in der Soldmannsraße war man auf Objektsuche und wollte das Gebäude der Alten Chemie kaufen, um dort eine internationale Gastronomieschule einzurichten. Allerdings habe man an dem Bau das Interesse verloren, wie man eine Woche nach dem nächtlichen Großbrand des historischen Gebäudes mitteilte:
„Sowohl das Gebäude als auch das Gelände sind durch das jahrzehntelange Arbeiten mit Chemikalien aller Art kontaminiert. Bei einer Sanierung des Gebäudes hätten wir für die Entsorgung der Altlasten noch einmal zwei bis drei Millionen Euro extra einplanen müssen. An diesen Kosten sollte sich die Uni beteiligen. Das hat sie abgelehnt.„
Anfang 2010 unterlag das Petruswerk bei einer Auktion, in der das Grundstück des Immobilienunternehmers Torsten Abs, das zwischen Schützen- und Kuhstraße am Hansering liegt, zwangsversteigert wurde. Die anfangs gehegten Pläne für ein 4-Sterne-Hotel, das auf dem Grundstück des Alten Speichers gebaut werden sollte – es wäre dann der zweite Viersterner, der dort in naher Zukunft entstünde – wurden jedoch verschoben und werden perspektivisch vielleicht in Wieck realisiert.
Wie so „ein Tempel der Gastlichkeit aussehen könnte, lasse sich am Linzer Domplatz in Köln nachvollziehen. Dort stehe so ein kleines feines Hotel“ (OZ, 6.1.2011) und ein Foto der Beherbergungsstätte, die tatsächlich in Linz und nicht in Köln zu finden ist, gibt Aufschluss.
ÜPPIGE MIETEN STATT SOZIALER WOHNRAUM
Das Petruswerk besitzt inzwischen so viele Grundstücke und Objekte in Greifswald, dass zweifelsohne von einem Immobilienimperium gesprochen werden darf. Bisher unerwähnt blieb der sogenannte Akademiepark in der Anklamer Straße, der 2008 erworben wurde. Auf dem Gelände der ehemaligen Reichsbahndirektion sind in den letzten Jahren 400 Studierendenwohnungen entstanden.
Für die 10m²-Zimmer mit einem kleinen, geteilten Wohnzimmer ist eine üppige Warmmiete von 349 Euro zu berappen. Das klingt horrend und ist es auch, allerdings entspricht dieses Mietniveau den ungeschriebenen Gesetzen des neuen privaten Wohnungsmarktes vor Ort.
In einem Artikel des Moritz Magazin 01/2011 geben die Autorinnen Luise Röpke und Irene Dimitropoulos zu bedenken, dass Greifswald inzwischen im bundesweiten Städtevergleich die zweithöchsten Mieten aufweist – übertroffen nur noch von München. Die Bedingungen für profitable Immobiliengeschäfte sind gut. Auch die Preispolitik der kommunalen WVG wird sich ändern und zukünftig weniger am durchschnittlichen Mietspiegel, sondern dafür mehr am höchsten Mietpreisniveau orientiert sein.
Ende des Jahres wurden die Reste der Alten Chemie von der Universität an eine Berliner Gesellschaft verkauft und die wird auf dem Grundstück, für das sich einst das Petruswerk interessierte, Studierendenwohnungen bauen. Vielleicht werden diese dann – ähnlich wie beim Akademiepark in der Anklamer Straße – ja doch noch im Laufe der Bauphase von Fernandos Unternehmen gekauft. Fernando hat sich inzwischen auf dem Greifswalder Wohnungsmarkt austoben dürfen und die Kartographie der Stadt, die sich aus den verschiedenen Orten, an denen das Petruswerk Immobilien kaufte oder zu kaufen versuchte, ergibt, hat schon etwas schaudrig-monopolyhaftes. Ist der jetzt sowas wie eine Heuschrecke?
UND WAS MACHT DOUGLAS FERNANDO JETZT?
Vor gut drei Wochen glückte dem Petruswerk ein spektakulärer Coup, als es dem Unternehmen gelang, sich in Verhandlungen zwischen dem Immobilienentwickler Asset One und der Stadt Graz einzuschalten. Während die Stadt noch verlauten ließ, dass unterschriftsreife Kaufverträge vorbereitet wären, überbot Fernando das 79 Millionen Angebot und erhielt für 90 Millionen Euro den Zuschlag. Die Wiener Zeitung bemerkte: „Investoren aus Umfeld der Kirche in Deutschland kaufen ganzen Stadtteil„.
Ursprünglich war geplant, mit dem Projekt Reininghaus-Gründe einen emissionsfreien, verkehrsberuhigten Öko-Stadtteil für 12.000 Bewohner zu kreieren. Nun müssen aber zunächst dem neuen Investor, also Douglas Fernando, gegenüber die ökologischen Interessen der Stadt durchgesetzt werden. Das österreichische Nachrichtenmagazin Frontal.at malt schon ein düsteres Szenario für den Schlimmstfall: „Der neue Investor könnte, wie private Investoren das nun einmal tun, für möglichst baldige Erträge aus seinem Projekt sorgen wollen. Mit utopischen Öko-Stadt-Visionen verträgt sich das nicht unbedingt.“ Ähnlich ungewiss ist die Umsetzung des städtebaulichen Wettbewerbs 2006 für das Hafenareal in Greifswald, der Fernando schlicht und ergreifend zu teuer sein wird.
Wie auch in der Hansestadt muss Fernando in Graz mit der Stadtverwaltung verhandeln, um juristische Probleme zu beseitigen. Denn um in Reininghaus bauen zu können, muss das Grundstück in Bauland umgewidmet werden – eine Entscheidung des Gemeinderates, die von einer Zwei-Drittel-Mehrheit abhängig ist.
In Graz ist man indes auf den Mann, der den Bürgermeister der Stadt düpierte, aufmerksam geworden und hat ihn auf die distanzierenden Äußerungen des Erzbischofs und auf die Kritik im Zusammenhang mit der Stralsunder Straße 10 angesprochen.
Daraufhin soll Fernando der österreichischen Kleinen Zeitung einen Brief des Greifswalder Oberbürgermeisters Arthur König vom März 2010 übermittelt haben: „Dr. Fernando ist ein für die Universitäts- und Hansestadt Greifswald wichtiger und willkommener Investor„.
In dem Eintrag steht genau das, zu dem die OZ unfähig ist.
Danke!
Wow, ich bin beeindruckt. wirklich hervorragend zusammengetragen. Besonders hat es mir die Grafik mit den Handlungsorten in Greifswald angetan.
Ich hoffe sehr, dass du den Beitrag nicht wegen der fehlenden Autorangaben der Fotos wieder raus nehmen musst (Verstoß gegen Urheberrecht). Oder hast du dir die Erlaubnis eingeholt? Kleiner Tipp: Nehme sie sicherheitshalber raus und setze stattdessen einen Link zu den Stellen, wo du sie geklaut hast.
Außerdem wäre es interessant zu erfahren, warum der Eintrag gerade jetzt erfolgt. Ich vermute der Artikel in der Kleinen Zeitung ist der Anlass. Richtig?
@lupe:
Wie du schon in deinem Beitrag bemerktest, lagen der OZ fast alle Informationen vor. Ich finde auch, dass Herr Oberdörfer sehr kontinuierlich und mit der Zeit immer kritischer dazu berichtet hat. Mit der ganzen Geschichte könnte man ja locker eine Tagesausgabe füllen. Wäre doch mal was, oder?
@Edward:
Ich hatte aus ästhetischen Gründen auf den Nachweis des letzten Bildes verzichtet. Das ist aber nicht richtig, deine Kritik völlig berechtigt und eigentlich auch nicht (mehr) meine Vorgehensweise. Habe das jetzt erstmal partiell nachgeholt.
Zum Timing: Ich habe von der Grazer Sache mitgekriegt, weil es seit Anfang des Jahres plötzlich sehr viele Suchanfragen nach Douglas Fernando gab. Neben der Kleinen Zeitung schrieben ja auch die Wiener Zeitung, der Standard, die/die/das Frontal und die KPÖ etwas dazu. Mit etwa zweiwöchiger Latenz kam dann auch diese Zusammenfassung ins Ziel.
Ursprünglich war der Text doppelt so lang, aber die Aufnahmekapazitäten sind ja bekanntlich beschränkt und für viele ist dieser Text jetzt schon episch-ausführlich. Viel kürzer gehts aber wirklich nicht.
Ein weiterer Grund für die jetzige Veröffentlichung war, dass gerade GrIStF umgezogen ist. Dieser Verein saß ja früher auch in der Straze. Stuthe, ebenso vormals dort beheimatet, ist nach wie vor nomadisch auf Raumsuche bzw. Raumsicherung.
Liegt Euch das „Empfehlungsschreiben“ des OB an die Grazer „Kleine Zeitung“ vor? Wär doch auch mal in seiner „Gänze“ interessant zu lesen! – Toller Artilel“
jost
@Jost:
Da gebe ich dir recht, das wäre wirklich lesenswert. Leider liegt das Schreiben nicht vor.
Übrigens ist der Fleischervorstadt-Blog (noch) ein Ein-Personen-Projekt: http://blog.17vier.de/?page_id=9821
Jost Aé hat nachgesetzt und in seinem Blog das „Empfehlungsschreiben“ von Arthur König verlinkt, den Fernando in Graz vorzeigte, um Zweifel an seiner Person zu beruhigen: http://jostae.wordpress.com/2011/02/09/greifswald-und-die-grundstucksfilettierung-durch-dr-fernando/
Super Artikel – vielen Dank dafür! Ich verfolge diese Geschichte auch schon lange und wunder mich jedes Mal wieder, wie die Stadt nur dieses Chaos zulassen konnte. Es ist ein absoluter Jammer wie die Stadt hier bei der Stadtentwicklung aus meiner Sicht durch Herrn Fernando ausgebremst wird. Die Stralsunder Str. 10 ist ein absoluter Trauerfleck, wenn man von Norden nach Greifswald fährt. Dennoch passiert seit Jahren (!) nichts. Das daraus nichts gelernt wurde und dann Herrn Fernando das Hafenareal verkauft wurde, verstehe ich bis heute nicht. Für 1,5 Mio. € hätte ich mich auch selbst beworben. Ich vermute mal, dass auch hier Jahre (!) nichts passieren wird.
Das die OZ inzwischen auch immer kritischer darüber berichtet, kann ich nur begrüßen. Es wird Zeit, dass die Kuh so gut es eben noch geht, vom Eis geholt wird.
Noch mal zum Schluss: toller Artikel und vielen Dank!!!
Jetzt habe ich endlich mal die ganzen verwirrenden Immobilien-Aktionen in Greifswald im Zusammenhang begriffen. Danke, wirklich sehr guter Beitrag. Aber eine kleine Sache, die absolut uninteressant im Kontext ist und bestimmt bewusst ausgeklammert wurde, lässt mich doch etwas rumgrübeln. Ich kann mir keinen klaren Reim auf diesen Investor in persona machen – Die enge Verbindung des Strippen-Ziehenden-Mann Mannes und seiner ‚Avila-Gruppe’ zu dieser ‚Karmel Missionsstiftung’ ist der Grund. Der Herr erscheint auf mich nicht wie der klassische, widerliche Immobilienhai, die Stiftung wirkt auf mich auch nicht wie ein so oft vorgeschobenes Wir-beuten-doch-nur-aus-um-zu-helfen-Alibi (40% an Avila gehören wohl dieser Stiftung, das ist nicht unbedingt wenig.) Also von den Gewinnen, die der Herr zweifelsohne mit cleveren Immobiliengeschäften in Graz, Berlin, Greifswald und Co einfährt, pumpt er jedenfalls 40% in die Stiftung, die seine Frau leitet und ermöglicht weltweite Projekte, die wir doch alle wichtig finden.
Jedenfalls dubioser wie interessanter Typ, dieser Mr. Burns. Die Assoziation find ich witzig, auch wenn polemisch. In Indien geholfenen Kinder und Familien sähen den Mann vielleicht eher als modernen Robin Hood? Wer weiß das schon. Irgendwas dazwischen stimmt bestimmt. Der gute Zweck ist natürlich keine Legitimation für gesetzlich* saubere ‚krumme Geschäft’. Ich habe mich aber auch noch nie motivieren können auf diese avacs-Links rumzuklicken, um die große Welt zu verbessern, von daher ist mir diese Robin Hood_Mr.Burns-Mischung auf eine skurrile Art zwangsläufig sympathisch. Da ich nichts Unseriöses zur Stiftung gookeln konnte (obwohl das mein Antrieb war) finde ich den Weg spannend: enthusiastisch dort Geld scheffeln, wo es anscheinend genügend gibt, um es wieder dort zu verteilen, wo es keines gibt. Nur doof, dass ‚nur’ 40% der Gewinne an die Stiftung/Projekte, also ist kein echter Robin Hood, aber immerhin.
Egal, tut ja nicht’s zur Einkaufstour die hier möglich ist. Der Beitrag ist auf jeden Fall auch deshalb sehr gut, weil das gesamte Problem eben nicht (komplett) an diesen Herrn festgemacht wird und eine Demontage seiner Person nahezu ausblieb. Dass gerade mit Greifswalds Immobilien so derb rumgewütet werden darf, find ich natürlich auch extrem unschön. Hier geht das eben – das find ich viel unschöner. Ich mag das ganze Filetiere absolut nicht – schon heftig was auf dem Greifswalder Immobilienmarkt so abgeht bzw. dass Greifswald sich seine wenigen Filetstücke so einfach wegnehmen lässt. Hat was von früher: diese kollektive Verpeiltheit zwischen Harz und Oder, Ostsee und Tschechien kurz nach’m Mauerfall, wenn ein Investor angeklopft hat. Nur damals waren solche Aktionen wenigstens halbwegs begründet, wegen Systemwechsel-Schock oder so was.
*gesucht: ein/e Jurist/in
http://tinyurl.com/656lekw
Hey Joachim, einer der besten Beiträge, die ich hier bislang lesen durfte. Besten Dank dafür. Was mich noch interessieren würde, aber wohl nur in Spekulationen ausarten dürfte, ist, was Arenskrieger von der Sache hatte. Zwar heißt es, dass er und Fernando gute Freunde seien, aber für nen Freundschaftsdienst ist der Ausverkauf einer Stadt dann doch etwas zu groß. Aber zum Treiben Ahrenskriegers könnte man wahrscheinlich auch schon fast ne eigene Abhandlung schreiben…
Danke für die tolle Zusammenfassung. Ich habe den Eindruck, wir in Graz erleben gerade eine Neuauflage eures Leidensweges. Auch in Reininghaus gibt es eine Reihe denkmalgeschützter Objekte !!!
Andererseits: wenn Mr Fernando ein Investor ist, bei dem jahrelang nichts passiert, ist das ja auch nicht das schlimmste !!!
@PJK „…was Arenskrieger von der Sache hatte.“? Ich denk‘ mal nur rein „ideell“: zum Beispiel, dass Dr. Fernando Arenskriegers (von der Hochschild-Fraktion in Auftrag gegebenen) Wunsch berücksichtigte, die Stralsunder 10 N I C H T! an die „Bürgerinitiative“ zu verkaufen. Es hat Zeiten gegeben, da Dr. Fernando nicht abgeneigt gewesen sein soll, dies zu tun. Andersrum (indirekter Beweis), die Stadt hätte bei den ausufernden Kaufwünschen durchaus die Gelegenheit finden können, Fernando zu bewegen, sich auf anständige Weise von der Stralsunder 10 zu verabschieden. So wurde eine Greifswald nichts kostende große Chance vertan: 1. zur Rettung des denkmalgeschützten Gebäudes und 2. zur die Beförderung eines spannenden und für Greifswald einmaligen kulturellen „Jugendprojektes“. Der CDU-Fraktion und den mit ihr kungelnden geistesverwandten Teilen der Bürgerschaft war dies allerdings, kaum verheimlicht, von Angfang an ein Dorn im Auge.
Vielen Dank für die interessanten Informationen, die auch hier in Graz nützlich sind. Seit kurzem ist Douglas Fernando ja auch bei uns kein Unbekannter mehr.
Alles Gute und lasst Euch nicht unterkriegen!
Manfred